„Schau mal, wir waren ein paar Tage weg.“
„Ui, schön, aber ganz schön trocken! Spanien? Frankreich? Italien?“
„Nein, Unterfranken!“
„Oh…“
Mittlerweile ist der Klimawandel auch bei uns greifbar, erlebbar.
Beispielsweise sind in Würzburg in den letzten 90 Tagen nur etwa 50 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Eigentlich sollten es 185 Liter sein (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt). Bezogen auf den Zeitraum 1961-1990 waren die letzten Monate deutlich wärmer, als der langjährige Durchschnitt. Der Mai 3,1 Grad, Juni 3,7 Grad, Juli 3,1 Grad. Klar, kann ja mal ein besonders warmes Jahr sein. Schon, und das Problem ist auch nicht mal ein einzelnes, besonders heißes und trockenes Jahr. Aber der Trend zeigt, dass es insgesamt immer wärmer wird.
Von den verschiedenen Klimaregionen ist die Mainregion die wärmste Bayerns. Im Mittel wird es in der Mainregion immer wärmer. Fünf der zehn wärmsten Jahre seit 1881 waren zwischen 2011 und 2019.
Insbesondere die Gebiete um Würzburg und Aschaffenburg sind hier nochmals wärmer!
Hitze allein ist noch nicht das Thema. Auch der fehlende Niederschlag ist problematisch. Wie eingangs erwähnt ist der Niederschlag insbesondere 2022 bisher zu gering. Die gute Nachricht: Im langjährigen Mittel ist kein signifikanter Rückgang des Niederschlags zu erwarten – wenn wir uns zumindest etwas bemühen, das Klima zu schützen. Die schlechte Nachricht: Aufgrund der ohnehin niedrigen Niederschlagsmenge kann es immer mal wieder statt wenig eben überhaupt keinen Regen geben.
Die ganz schlechte Nachricht: bereits heute sind die Ernteerträge stark betroffen. Laut Deutschem Bauernverband liegen die Erträge in einigen Trockengebieten bis zu 15% unter dem langjährigen Mittel.
Und auch die Wälder leiden. In den fränkischen Trockengebieten betragen die Nadel-/Blattverluste laut Waldzustandserhebung 2021 satte 29,3%! Bayernweit ist der Wert von etwa 18% im Jahr 1983 auf knapp 23% im Jahr 2021 angestiegen. Ich denke, den Zusammenhang zwischen Baum-/Waldgesundheit, CO2-Haushalt und Klimaerwärmung erläutere ich an dieser Stellen nicht mehr im Detail, #Kippelement.
Unterfranken ist zu weit weg? Nicht wirklich, aber okay, here we go: Im Südbayerischen Hügelland waren sechs der zehn wärmsten Jahre seit 1881 zwischen 2011 und 2019. Die Jahresmitteltemperatur hat sich seit Mitte des letzten Jahrhunderts schon um 2,0 Grad erhöht.
Aber es gibt natürlich auch eine gute Nachricht! Eigentlich sind es viele, denn wir können so viel tun, um die Situation zu verbessern!
Fangen wir klein an:
- weniger Essen wegwerfen (knapp 1/3 der erzeugten Nahrungsmittel werden laut Umweltbundesamt weggeworfen!!!)
- mehr Gemüse
- mehr Bio
Das ist gesünder für uns, Biolandbau erhöht den CO2-speichernden Humusaufbau und erhöht die Biodiversität. So haben auch die Insekten was davon, von denen so viel abhängt. Und spart uns letztlich Geld.
Werden wir etwas größer:
- Mehr radeln und laufen
- das Auto weniger nutzen
- ÖPNV oder Carsharing nutzen
- Zweitwagen verkaufen
- weniger fliegen („Aber Kai, Du bist doch Flugzeugmechaniker!“, „Richtig, fliegen schadet der Umweltaber trotzdem! Also: vermeiden!“).
Ist alles auch gesünder für uns und spart auch jede Menge Geld.
Und jetzt wird es richtig groß:
- große Energieverbraucher erneuern (Kühl-/Gefrierschränke, Heizungspumpe, Waschmaschine,…)
- Haus dämmen
- Fenster erneuern
- PV-Anlage auf´s Dach
- E-Auto
- Heizung austauschen, wenn sie mit Öl betrieben ist. Oder wenn sie nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entspricht, was Abgaswerte und Effizienz angeht. Neue Gasheizung? Suboptimal. Lieber Biomasse oder Wärmepumpe, wenn es sich mit der Bausubstanz vereinbaren lässt.
- In Erneuerbare Energien investieren, zum Beispiel in lokale Windkraftwerke, Solarparks, Bürgerenergiegenossenschaften.
Okay, das kostet erstmal richtig Geld. Vorteil: wird vom Staat auch bezuschusst. Und: wenn wir in den ersten beiden Stufen schon jede Menge Geld gespart haben, geht das ja jetzt ganz leicht 😉
Ach, übrigens: Diese Investitionen lohnen sich auch noch! Nein, nicht nach drei Jahren, aber das Gesamtpaket wird langfristig finanziell ertragreich sein. Energetisch schon nach wenigen Jahren, wodurch wir sehr schnell auf die Klimaziele einzahlen.
Zu groß? Nicht wirklich! Rentiert sich nicht schnell genug? Mag sein, machen sollten wir es trotzdem. Warum? Äh, es gibt keinen Plan B…
Noch Zweifel? Okay, hier noch ein paar kleine Dinge, die wir sofort umsetzen können und die viel bewirken können:
- Konto zu einer nachhaltigen Bank wechseln und Geld dann auch nachhaltig anlegen. Nicht in Öl, Gas, Tabak und Waffen, nicht in Vorstandsboni
- Weniger Müll
- Weniger Plastik
- Weniger Konsum (Kleidung, Elektronik,…)
- Mehr hinterfragen, mit gesundem Menschenverstand
- Wählen gehen und Populismus abstrafen
- Umweltschutzorganisationen unterstützen (Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace,…)
- Sich mit dem Thema beschäftigen und so schlagfertig Argumente gegen althergebrachte Stammtischparolen entwickeln
- Energieverbrauch reduzieren (LED-Leuchten statt Glühbirne,…)
- Blühgärten statt Steinwüste
- Wiese statt Parkplätze
- Gründach statt Ziegel
- Holzbau statt Beton
- Begrünte Fassaden
- Parks mit schattenspendenden Bäumen in der Stadt
- Auffangen von Regenwasser und Nutzung von Grauwasser
- Renovieren statt neu bauen
- Leihen statt kaufen
- …
Und was hat das alles mit der Trockenheit in Unterfranken zu tun? Deshalb regnet es auch nicht mehr. Ja, das stimmt vermutlich, zumindest kurzfristig. Aber wir können die Auswirkungen reduzieren, wenn wir etwas gegen den Klimawandel tun. Deshalb sind wir alle gefordert, etwas zu tun! Jetzt! Nicht warten, bis irgendwer irgendwann irgendwas entwickelt, sondern die bestehenden Möglichkeiten sofort umsetzen! In Kleinen, wie im Großen. Damit werden wir die Wahrscheinlichkeit, dass die Temperatur stark weitersteigt deutlich reduzieren. Und wenn es dann doch noch irgendwann bahnbrechende Durchbrüche gibt (an die ich absolut fest glaube!), hilft uns das noch mehr!
Und eins ist sicher: Die erforderlichen Umstellungen durch und für den Klimaschutz sind weniger stark, als die Umstellungen aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels. Deshalb lohnt es sich umso mehr, jetzt aktiv etwas zu verändern, damit wir nicht in 20 Jahren mit dem leben müssen, was unser fehlendes Handeln heute mit verursacht hat. Heute können wir aktiv sein, in 20 Jahren sind wir reaktiv und die Opfer der Lage.